geplante Änderungen zum Referenzertrag im EEG 2017

Erklärungen und Kommentare zum Eckpunktepapier vom Bundeswirtschaftsministerium

Das BMWi hat am 8. Dezember ein neues Eckpunktepapier zum EEG 2017 veröffentlicht (siehe Kasten rechts). Besonders die Änderungen in der Referenzertragsberechnung möchte ich hier erklären und ihre Folgen für den Ausbau der Windenergie an Land aufzeigen.

Die Anpassungen speziell bei der Referenzertragsberechnung sind nötig geworden, da die Nabenhöhen der modernen Windräder langsam den Gültigkeitsrahmen des alten Windmodells sprengen.

Hintergrundinfos und Originalquellen:

"Eckpunktepapier" zur geplanten EEG Novelle 2017
vom Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) 8. Dez. 2015

BMWi Seite zu den EEG2016 Fachworkshops
(besonders Workshops 5 und 6 betreffen den Referenzertrag)

gute Zusammenfassung - bereitgestellt von der Wirtschaftskanzlei Nörr

Die Sache mit den Windprofilen..

Allgemein nimmt der Wind mit steigender Höhe an Geschwindigkeit zu. In den bisherigen EEG´s wurde ein logarithmisches Windprofil verwendet, das die Windgeschwindigkeitszunahme mit der Höhe beschreibt, aber bei ca. 60m-100m langsam seine Gültigkeit verliert. Bei hohen Nabenhöhen stimmten die Ergebnisse aus dem Modell nicht mehr mit der Realität überein - es muss also ein neues Modell her!

(INFO: Hier ein Vergleich der beiden Windprofilmodelle zusammen mit 30monatigen LIDAR Daten von einem Mess-Standort fast vor meiner Haustür in Hamburg).

Das BMWi legt als neues Modell das allgemein anerkannte hellmannsche Potenzgesetz (power law) fest. Dies wurde auch von allen Fachleuten vorgeschlagen, die das BMWi im Vorfeld der Beratungen zum Eckpunktepapier eingeladen hatte. Das Potenzgesetz nach Hellmann hat genau eine "Stellschraube" mit der man das Windgeschwindigkeitszunahme mit der Höhe einstellen kann - den Höhenexponenten α (alpha). Ein kleines α bedeutet eine geringe Geschwindigkeitszunahme mit der Höhe (=flaches Gelände) und großes α eine stärkere Zunahme von vWind mit der Höhe (unebenes Gelände).

Das BMWi schlägt in seinem Eckpunktepapier nun für alpha den Wert von 0,25 vor, während die befragten Fachleute ein α zwischen 0,25 und 0,3..0,35 vorgeschlagen hatten (α=0,25 ist eine konservative Lösung, die nur eine mäßige Windgeschwindigkeitszunahme mit der Höhe bewirken). Im Binnenland liegt alpha mit >0,25-0,35 meist höher). Mit dem neuen Windprofil ist jedenfalls die EEG-Standortqualität nicht mehr so stark von der Nabenhöhe abhängig wie früher.

Bild oben: Vergleich des aktuellen EEG-Windprofils mit zwei neuen Vorschlägen.

Hier eine kleine Excel-Tabelle mit der die Grafik oben rechts erstellt wurde. Experimentieren Sie selbst und verändern Sie alpha oder vref (Großer Höhenexponent alpha —» hohe Referenzerträge (hohe Messlatte) —» niedrige EEG-Standortqualitäten —» lange Laufzeit der Anfangsvergütung).

Startschwierigkeiten (oder die Suche nach dem Anfang)

Oben Rechts habe ich eine kleine Grafik erstellt mit dem aktuellen Höhenprofil (blau), den Vorschlag der Fachleute (grün) und der Festlegung des BMWi (rot) Es war die einheitliche Meinung aller eingeladenen Fachleute von Herstellern, Gutachtern und Forschungsinstituten, die neue Referenznabenhöhe von 30m auf 100m zu erhöhen und bei 6,66m/s mit dem neuen Windprofil zu starten (grüne Kennlinie). Stattdessen wählten das BMWi mit 6.45m/s eine niedrigere Referenzwindgeschwindigkeit für 100m (rote Kennlinie).

Als Konsequenz aus dem Expertenvorschlag würden mit einem Schlag die Prozentzahlen alle Standortqualitäten sinken (da ja sozusagen die "Messlatte", also das Referenz-Windprofil angehoben wird). Der BMWi-Vorschlag schwächt diese Tendenz etwas ab, in dem mit einer kleineren Referenzwindgeschwindigkeit von 6,45m/s statt 6,66m/s auf 100m NH ins Rennen gegangen wird.

..und welcher Wert ist denn nun realistischer?

Rechts sehen Sie ein Bild in dem ich die jeweiligen Windgeschwindigkeiten auf Nabenhöhe von allen neu errichteten WEA-Standorten eingetragen habe (die Daten habe ich dem aktuellen EEG-Anlagenregister entnommen, da vertrauenswürdigere Datenquellen wie BDB eine Menge Geld kosten und für meine privaten Studien leider nicht zugänglich sind). Ob man aus dieser Grafik jetzt eine Entscheidung für eine der beiden neuen Windprofile ableiten kann, kann ich nicht so ohne weiteres beantworten...